2:0 geführt und doch nicht gewonnen. Die Zuschauer verließen kopfschüttelnd den Boitzenburger Sportplatz, denn ihr SVB hatte das Landesklassespiel gegen Schorfheide Joachimsthal nach eigentlich sicherer Führung noch 2:5 verloren.
Man muss zur Ehrenrettung der SVB-Kicker jedoch anführen, dass die Höhe dieser Niederlage aus einem "Alles oder nichts" in den letzten Spielminuten resultierte. Es waren die sattsam bekannten Fußballsprüche, die dann am Spielfeldrand kursierten: "So ist eben Fußball", "Wer selbst nicht trifft, braucht sich nicht zu wundern, abgeschossen zu werden", "Schon zur Pause hätten wir das Ding im Sack haben müssen", …
Sportlehrer Dieter Hannig gehört beim SV Boitzenburg schon zum "lebenden Inventar". Als Sprecher bei den Heimspielen musste er zum wiederholten Mal erleben, dass seine Elf nach nicht genutzten Chancen den Sieg aus der Hand gab. Er ahnte Schlimmes. "Jetzt geht das Ding doch noch verloren", orakelte er nach dem Anschlusstreffer der Schorfheider. So kam es wirklich.
Das große Zittern hätte nicht sein müssen. Die Boitzenburger brachten sich durch eigene Unzulänglichkeiten um der Mühe Lohn. Sandro Drescher scheiterte schon beim ersten Angriff im Fünfmeterraum. Sein Bruder Martin, der eindeutig Stärkste in der Gastgeberelf an diesem Tag, scheiterte mit Schuss und Nachschuss am Gästekeeper (7.). Auch der Warnschuss der Joachimsthaler ans Außennetz (9.) brachte den SVB nicht von seiner offensiven Linie ab. So war es einmal mehr Tim Hingst überlassen, für die Führung zu sorgen. Er zog vor dem 16-Meter-Raum ab, der Verteidiger drehte sich weg, dessen Keeper sah den Ball viel zu spät – 1:0 (19.).
Aber auch Hingst konnte nicht "nachwaschen". Er wie auch der schnelle Martin Drescher wurden viel zu wenig aus dem Mittelfeld heraus "gefüttert". Das ging auch gar nicht, weil diese Zone zu oft den Joachimsthalern überlassen wurde. Einmal in Ballbesitz gekommen, brauchte man zu viele Stationen, um das Leder dann bis in die Sturmspitze zu bekommen. Und wenn, dann waren Hingst und Drescher längst abgeschirmt. Mehr als einen Hingst-Schuss ans Außennetz gibt es zur ersten Halbzeit nicht mehr zu erwähnen.
Nach Wiederanpfiff wurde der Schlagabtausch heftiger. Kapitän Sandro Drescher zwang den Gästetorwart zur akrobatischen Grätsche Richtung Ball (47.). Auf der Gegenseite rettete Enrico Hans im Hechtflug mit der linken Hand in großartiger Manier (52.). Dann setzte sich Dirk Krüger, mit der Fußspitze an den Ball kommend, noch gegen zwei Verteidiger und den Torwart der Gäste durch. Der Schuss war nicht kräftig genug, das Leder wurde im Nachlaufen noch vor dem leeren Kasten weggeputzt. Als dann ein Pass in die Mitte auf Martin Drescher kam, traf dieser nach Solo zum viel umjubelten 2:0 (68.).
Doch da stimmte der Spielfluss beim Gastgeber schon längst nicht mehr. Und nach dem eingangs erwähnten Gegentreffer (72.) agierten die Boitzenburger für die Landesklasse völlig untauglich. Man ließ sich weit in die eigene Hälfte drängen. Die Offensive fast aufgegeben, bewirkte der Belagerungszustand durch die Schorfheider vorprogrammierte Fehler. Und die nutzten die Gäste konsequent. 2:2 (75.), weil ein Joachimsthaler nach Ecke im Strafraum nicht ordentlich bedrängt wurde – 2:3 (80.) weil die Mitte völlig offen und Torwart Hans damit auch im Herauslauf chancenlos gegen Schneider war. Alle Boitzenburger – selbst Torwart Hans rückte bis zur Mittellinie vor – drängten nun auf den Ausgleich. Die Gäste wussten um Schneiders Schnelligkeit, spielten ihn immer wieder an. Er stürmte seinen Gegner dann auch davon und traf zum 2:4 (88.) und 2:5 (90.).
"Ich habe ja schon zu Saisonbeginn gesagt, dass wir es sehr schwer haben werden. Dass man aber einen Gegner durch Inkonsequenz in der Abwehr so zum Toreschießen einlädt, ist mir unverständlich", so der Abschlusskommentar von SVB-Trainer Dieter Fritsch.
Trainer Dieter Fritsch (SV Boitzenburg): Bin natürlich riesig enttäuscht. Wenn man bis 20 Minuten vor Schluß zu Hause 2:0 führt, müsste es eigentlich reichen. Wir hatten genug Chancen um das Spiel schon vor der Halbzeit zu entscheiden, leider stehen wir nun wieder mit leeren Händen da.
Mario Hellmich (FSV Schorfheide Joachimsthal): Es war, trotz des letztendlich deutlichen Sieges, unser schlechtestes Saisonspiel. Die Fehlerquote in allen Mannschaftsteilen war bis zur 70. Minute einfach zu hoch. Diesmal haben 20 Minuten guter Fußball gereicht um noch 5 Tore zu erzielen. Dank der enormen Steigerung von Marcel Hellmich, er hatte als einzigster 90 Minuten Normalform und Daniel Schneider sowie der guten Leistung des Matchwinners Daniel Fedder hat es für einen doch noch souveränen Auswärtssieg gereicht.