Vor der enttäuschenden Derby-Kulisse von knapp 100 Zuschauern sah es zunächst danach aus, als würde der Spitzenreiter auch in seinem 15. Auswärtsspiel ungeschlagen bleiben. Gegen äußerst nervös wirkende Häsener, die sich zunächst nicht aus der Umklammerung befreien konnten, ergaben sich in den ersten zehn Minuten drei klare Chancen für Brösicke, der in den Reihen des Spitzenreiters nach langer Verletzung sein erstes Saisonspiel von Beginn an bestritt. Bereits nach 39 Sekunden köpfte der Stürmer nach einem Eckball an die Latte. Vier Minuten später wuchtete Brösicke einen Freistoß aus 20 Metern nahezu an die gleiche Stelle, um wenig später nach einer Ecke per Kopf das Tor knapp zu verfehlen (8.).
Ein Tor sollte den spielerisch besseren Sachsenhausenern gegen die sich in der Folgezeit aus dem Dauerdruck befreienden Hausherren aber doch noch gelingen. Die verdiente Führung erzielte Bergmann in der 22. Minute. Leonhard stand an der Strafraumgrenze sträflich frei, passte in den Lauf des ehemaligen Oranienburgers, der HSV-Keeper Haase mit einem Heber überwand. Später hätte Golz nach einem Freistoß (38.) nachlegen können.
Häsen konnte bis zur Pause nicht an die Leistung der Vorwochen anknüpfen. "Wir sind nicht eng genug dran und lassen den Gegner dadurch zu sehr ins Spiel kommen", kritisierte Trainer Holger Bartel in der Halbzeit. Da im Offensivspiel fast ausschließlich mit langen Bällen agiert wurde, gab es kaum Torchancen. Lediglich Backs (9., Kopfball nach Sikora-Ecke), Naujoks (29., aus gut zehn Metern freistehend vorbei) und Poniewiera (40.) kamen zum Abschluss. Dennoch hätte es zur Pause 1:1 stehen können. Schließlich lief Ruch in der 42. Minute zum Foulstrafstoß an, scheiterte aber an TuS-Schlussmann Peschel.
Nach dem Wechsel setzte Ruch mit einem Flugkopfball das erste Achtungszeichen für die Häsener (48.). Sachsenhausen spielte verhaltener, hatte durch Leonhardt (49.) und Haberland (54.) aber zunächst noch gute Aktionen. Dann übernahmen zunehmend die Hausherren die Kontrolle über das Spiel. Des Gegners Abwehr machte einige Male einen unsicheren Eindruck, doch Peschel hielt stark. So auch in der 66. Minute, als er im Sekundentakt gegen Kubale, Grabow und Herrmann rettete. Der Ausgleich fiel dennoch. Nach schöner Hereingabe von Ruch von der rechten Außenbahn köpfte Naujoks vom zweiten Pfosten ins lange Ecke ein (73.). In der 85. Minute war es abermals Naujoks, der nach einer Ecke an TuS-Torwart Peschel scheiterte (Latte).
So schien sich Häsen den Punkt zu verdienen. Dass es noch drei wurden, konnte insbesondere Gäste-Manndecker Martischewski nicht fassen. "Ich hatte dich doch 90 Minuten im Griff. Da lasse ich dich einmal laufen und du machst das Tor", lieferte er sich einen Dialog mit Grabow. Dieser hatte sich kurz nach der Mittellinie den Ball genommen und schloss mit einem fulminanten Schuss aus 20 Metern in den Dreiangel erfolgreich ab.